Der Begriff Kehrwoche kann bei Nicht-Schwaben irrtümlich den Eindruck erwecken, es handele sich lediglich um eine Woche im Jahr, in der gekehrt werden müsse. Weit gefehlt! Denn Kehrwoche ist immer – nur die zuständigen Nachbarn wechseln sich mit dem Dienst ab. Was bei einer Kehrwoche alles anfällt und welche ungeschriebenen Gesetze hierbei gelten, erfahren Sie in unseren 5 Insider-Tipps!
Erstens: Die Kehrwoche ist schwäbische Tradition
Möchten Sie ein echter Schwabe sein? Dann kommen Sie um die Kehrwoche nicht herum! Auch wenn nicht jeder von der Verpflichtung begeistert ist, so hat sie doch eine langjährige Tradition und geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit türmten sich nämlich noch Abfallberge am Straßenrand, bis der erste Herzog von Württemberg beschloss, für schwäbische Sauberkeit zu sorgen.
Also befahl er allen Stuttgartern, von nun an den Müll aus der Stadt zu bringen und einmal in der Woche die Wege vor dem Eigenheim zu kehren. Heute hat sich die Kehrwoche auf ganz Schwaben ausgedehnt. In Mehrparteienhäusern übernimmt oftmals auch ein professioneller Reinigungsdienst die Arbeit.
Zweitens: Die Kehrwoche steht im Mietvertrag
Genau genommen kommen Sie nicht nur der Tradition wegen, sondern alleine schon wegen Ihres Mietvertrags nicht umhin, die Kehrwoche zu machen. Denn diese ist im Mietvertrag verankert und in ihren Einzelheiten definiert. Meist hängt in Mehrfamilienhäusern im Eingangsbereich ein Kalender mit dem Hinweis, welcher Nachbar oder welche Nachbarin gerade verantwortlich ist.
Damit wirklich keine Missverständnisse entstehen, finden sich an den Türen zu den einzelnen Wohnungen Schilder, die von Woche zu Woche weitergegeben werden. An diesen ist klar zu sehen, wer aktuell für die Sauberkeit in und um das Gebäude zuständig ist.
Drittens: Es gibt die kleine und die große Kehrwoche
Als wäre eine Kehrwoche nicht genug, gibt es in vielen Häusern mit mehreren Parteien sogar zwei verschiedene: eine kleine und eine große. Damit Sie nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig tun, sollten Sie in Ihrem Mietvertrag nachsehen, was jeweils zu tun ist. Meist umfasst die kleine Kehrwoche die Reinigung des Flurs vor der eigenen Eingangstür sowie den Treppenabschnitt zum nächsten darunterliegenden Stockwerk.
Die große Kehrwoche ist etwas umfangreicher und fällt meist in einem großzügigeren Rhythmus an. Hängt das Schild an Ihrer Tür, sind Sie in dieser Woche für die Sauberkeit der Kellertreppe, des Hauseingangs, des Gehwegs und der Gemeinschaftsräume zuständig. In manchen Mietverträgen ist sogar vorgeschrieben, ob nur gekehrt oder auch nass gewischt werden muss.
Viertens: Monate mit einem R sind besonders wichtig
Es ist ein ungeschriebenes, aber doch allgemein bekanntes Gesetz, dass Monate mit einem R für die Kehrwoche besonders wichtig seien. Nicht ohne Zufall sind das Januar, Februar, März, April, September, Oktober, November und Dezember – die Herbst- und Wintermonate. In dieser Zeit wollen Gehwege und Straßen von herabgefallenen Blättern und Laub oder sogar von Schnee und Eis befreit werden.
Fünftens: Kehren Sie an einem Samstag
Unser wichtigster Insider-Tipp gilt allerdings Ihrem persönlichen Ansehen in der Hausgemeinschaft. Deshalb legen wir Ihnen nahe: Erledigen Sie Ihre Pflichten an einem Samstagvormittag. Dann ist die Chance am größten, dass Sie von anderen Mitbewohnern und Mitbewohnerinnen beim Kehren gesehen werden und anerkennende Blicke für Ihre Fleißarbeit ernten. Das tut nicht nur Ihnen, sondern auch dem Frieden in der Nachbarschaft gut!